Notizen der Kochkunstgeschichte: Ihre Anfänge

 

Von den ersten Anfängen der Menschheit – Vom Fressen zum Essen

Schon seit einer Weile beschäftigt mich die Geschichte der Kochkunst – also die Geschichte einer Art zu Kochen, die über die normale Nahrungsaufnahme hinaus geht. Ein Essen zu konsumieren, das so gut gemacht ist, dass mir für Jahre die Erinnerungen daran bleiben, ist für mich der Genuss, den es braucht, um dank dieser ästhetischen Wahrnehmung von Kunst zu sprechen. Eine Kunst, die mit allen Sinnen wahrgenommen werden kann : das Auge sieht die Speisen, die Zunge tastet und schmeckt diese, während die Nase Aromen aufnimmt. Während wir die  Nahrung im Mund umrunden, kauen und zerkleinern dringen Geräusche an unser Ohr.  Wer also Kochen im Sinne einer Kunst betreibt, der ist ein wahrer Sinnendompteur.

Jäger und Sammler 

Am Anfang waren wir wohl Jäger und Sammler, das Jagen war dem Manne, das Sammeln mehr der Frau eigen. Gleichzeitig mit der Herstellung von leichter verdaulicher Nahrung durch Kochen, entwickelte der Mensch Werkzeuge, um die vorhandenen Ressourcen verarbeiten zu können. Der damalige Mensch hatte vielleicht die harte Schale einer Muschel, eines Krebses oder sogar einer Schildkröte vor sich oder eine teuflische Nuss, die nicht aufgehen wollte, um an sein süßes Inneres zu gelangen. Die Zähne reichten nicht aus, der Rest der Geschichte ist selbstverständlich und kann bei Affen, bei Raben und sogar anderen Tieren ebenfalls beobachtet werden. Diese beiden Faktoren – die Herstellung von Werkzeugen und die Verarbeitung von Ressourcen- finden sich auch in der „Kunst“ (ein Wort für Kunst gab es damals noch nicht und die Bedeutung, wie wir sie heute kennen, bildete sich erst später heraus) dieser Zeit wieder: Herstellung von geeigneten Werkzeugen, um Erden, Ocker und auch Kohle mit Blut oder Milch, aber auch schon mit Pflanzenharzen als Bindemittel zu einer Farbe zu verarbeiten, die sie auf die Höhlenwände auftrugen. Mit den Händen, jedoch auch schon mit Pinseln oder durch Spucken der Farbe, gestalteten sie die Wände.

Der Nutzen dieser Bilder wird unterschiedlich gedeutet, sie thematisieren vor allem das Jagen, teilweise finden sich auch abstrakte Fruchtbarkeitssymbole in den Höhlen. Man spricht den Bildern einen Jagdzauber zu, wobei man wegen des Fehlens schriftlicher Überlieferungen Mutmaßen muss. Durch das Malen, sollte das Jagen begünstigt werden. Die Magie lag selbst im Abbilden dieser Tiere. Sie stellte eine Emanation dieses Wesens dar, dass man auf diese Weise „beherrschen“ oder „herbeirufen“ könne, bzw. seine begünstigende Symbolik. Nachdem dieser Vorgang des Malens beendet ist, ist auch der Jagdzauber beendet. Für mich stellt dies eine Art steinzeitliche Form der Performancekunst dar.  Die Höhlenkunst also und ihr Zauber waren  so etwas wie eine „Ernährungskunst“. (vgl. dazu  Michel Lorblanchet: „Höhlenmalerei“)

 

Schädel 2

 

Weitere Hinweise für diese angesprochene Vorstellung der Magie war wahrscheinlich nicht nur auf das Malen der Tiere beschränkt. Auch fand man Tiertonfiguren unter Rinderknochen, die mit einer Feuersteinklinge rituell geschlachtet worden waren. Fruchtbarkeitsgöttinen aus Ton wurden in Getreidebehältern aufbewahrt und sollten so auch eine positive Wirkung auf das Essen, bzw. auf die nächste Ernte haben.